Thu, 29 Mar 2012

PRESSEERKLÄRUNG

Berliner Senat setzt sich über alle Sicherheitsbedenken hinweg. Der Atom-Forschungsreaktor Wannsee bleibt ein hochgradiges Risiko für die Bevölkerung

Vor Abschluss der "ergebnisoffenen Prüfung“ durch das Abgeordnetenhaus Berlin und trotz enormer Sicherheitsbedenken, die von Sachverständigen in bisher zwei Ausschuss-Sitzungen des AGH vorgetragen wurden, ist der

Forschungsreaktor vom Betreiber, dem Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB),
am Mittwoch, den 28. 03. 2012
wieder in Betrieb genommen worden.

Damit setzt sich der Senat als atomrechtliche Aufsichtsbehörde mit seiner Genehmigung für die Wiederinbetriebnahme über alle im Parlament und in der Öffentlichkeit vorgebrachten Sicherheitsbedenken hinweg. Zudem werden weder das im April zu erwartende Gutachten der Reaktorsicherheitskommission (RSK) zu den drei noch laufenden Forschungsreaktoren in Deutschland, noch das voraussichtlich Ende 2012 vorliegende Gutachten der Entsorgungskommission (ESK) zu den Zwischenlagern abgewartet (ein vollgepacktes Zwischenlager mit unklarem Inhalt befindet sich ebenfalls auf dem Gelände des HZBs).

Nach wie vor haben wir den Eindruck, dass der Berliner Senat im Rahmen seiner Sorgfaltspflicht nicht gewillt zu sein scheint, die Gefahr radioaktiver Verseuchung überhaupt ernst zu nehmen. Damit muss endgültig Schluss sein!

Deshalb werden wir morgen, den 30. 03. 2012 um 18.00 Uhr erneut vor dem Werkstor des HZB Hahn-Meitner-Platz 1 demonstrieren

Unsere wesentlichen Kritik-Punkte:

  • Völlig veraltetes, nicht mehr genehmigungsfähiges Sicherheitskonzept und hohes Gefahrenpotential durch Materialversprödung an wichtigen Bauteilen
  • Durch ein fehlendes Containment werden im Falle einer Kernschmelze ungehindert 1/10 jener Menge an Radioaktivität an die Luft abgegeben, die in Fukushima insgesamt freigesetzt wurde,
  • Schon der Normalbetrieb verursacht ein hohes Krebsgefährdungspotential für die Bevölkerung im näheren Umkreis. Zum Thema „Umweltradioaktivität und Strahlenbelastung“ stehen im Jahresbericht 2010 des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit (BMU) Zahlen zum Forschungsreaktor, die es in sich haben: am HZB wird fast doppelt soviel Tritium im Jahr freigesetzt wie in dem großen AKW Philippsburg 1 oder ca. die vierfache Menge wie in Philippsburg 2 ! Tritium ist ein radioaktiver Wasserstoff, der biologisch hoch wirksam ist.
  • Mit der Fortluft werden pro Jahr 460 Gigabecquerel (=Milliarden Becquerel) radioaktive Edelgase freigesetzt, fast doppelt so viel wie in Garching, dem Reaktor mit der doppelten Leistung, der auf einem freien Feld steht.

Keine andere deutsche Großstadt duldet so etwas auf ihrem Stadtgebiet! Mehrere 100.000 Menschen sind betroffen, wenn es zu einer Kernschmelze im Reaktor oder einem Brand im Zwischenlager kommt.

Bei dieser nicht beherrschbaren Technologie ist der Normalbetrieb bereits der Störfall und solche Störfälle sind, wie uns gerade Fukushima lehrt, geografisch nicht eingrenzbar!

Für das Berliner und Potsdamer Anti-Atom-Bündnis gibt es nur eine sichere Lösung:
Die sofortige Stilllegung sowie den Abriss des Berliner Atomreaktors am Wannsee !


Für Nachfragen stehen Ihnen zur Verfügung:
Hauke Benner, Tel.:  0157 - 852 452 09
Udo Holländer, Tel.:  030 - 691 15 32