Kernfusion im Lawrence Livermore National Lab?
Es wurde am 13.12.2022 berichtet: "In den USA wurde erstmals von einer Kernfusions-Kammer mehr Energie freigesetzt, als hineingesteckt wurde." Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, schneller als die dortigen Wissenschaftler einen wissenschaftlichen Artikel schreiben konnten und schneller als die Ergebnisse unabhängig geprüft werden konnten.
Die Meldung, als "Meilenstein" angepriesen, fachte in der Presse und in den sozialen Medien auch die Diskussion zur Sinnhaftigkeit dieser Technologie an. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, sollen an dieser Stelle einige Aspekte aufgeführt werden:
- Ein alter Schmäh unter Forschenden und Physik-Nerds lautet:
"Die einzige Konstante in der Fusionsforschung sei, dass es zu jedem Zeitpunkt in 30 Jahren einen funktionierenden Fusionsreaktor geben werde. Die Kernfusion ist die Karotte vor der Nase der Menschheit: Energie, die praktisch kostenlos, unendlich, sauber und zum Greifen nahe scheint. Und das nun schon seit 60 Jahren." schrieben Philip Pramer und Reinhard Kleindl am 16.12.2022 (vergleiche dazu auch den Spiegel Beitrag "Atomenergie: 'Eine chaotische Entwicklung' " von 1977). - Geschichte wiederholt sich:
Man feiert die Aussicht auf eine "klimaneutrale", unendlich sprudelnde und von allen anderen Ressourcen unabhängige Energiequelle, ein Szenario, das wiederum an die phantastische Gehirnwäsche der Atomwaffenlobby zur paradiesischen zivilen Atomkernspaltung im vorigen Jahrhundert erinnert.
Widerspruch aus Deutschland zu den geplanten polnischen AKWs
Es ist zu hoffen, dass man in dem polnischen UVP Verfahren alle eingegangenen Stellungnahmen veröffentlichen wird. Ob und wann dies transparent geschieht, ist unklar. Aus diesem Grund werden uns bekannte Stellungnahmen aufgeführt:
Weiterlesen: Widerspruch aus Deutschland zu den geplanten polnischen AKWs
Protestaktion gegen den Kauf der 35-Kampfjets
Foto: IPPNW
Aus der Presseerklärung der IPPNW "Stoppt den Kauf der 35-Kampfjets!" vom 14.12.2022
Das Bündnis aus Friedensorganisationen setzt mit der Aktion ein klares Zeichen gegen die geplante nukleare Aufrüstung und fordert stattdessen ein Ende der nuklearen Teilhabe und Deutschlands Beitritt zum Atomwaffenverbotsvertrag. Der Atomwaffenverbotsvertrag ist eine internationale Vereinbarung, die Entwicklung, Produktion, Test, Erwerb, Lagerung, Transport, Stationierung und den Einsatz von Atomwaffen verbietet, die Drohung mit Atomwaffen ist ebenfalls untersagt. Am 22. Januar 2021 trat der Vertrag in Kraft.
Lesen Sie die vollständige Presseerklärung unter https://www.ippnw.de/startseite/artikel/de/stoppt-den-kauf-der-35-kampfjets.html
Auszug aus der "Chronik der weltweiten internationalen Anti-Atom-Bewegung" zum Bau von Atomkraftwerken in Polen
Dieter Kaufmann vom Arbeitskreis gegen Atomanlagen Frankfurt am Main, Deutschland übermittelte uns diesen Auszug (Stand vom 11.12.2022). Die Zusammenstellung der Chronik zum Bau von AKW in Polen enthält ebenfalls Informationen zu Litauen, Russland, Deutschland, EU.
29.09.1957 UdSSR/Ural/Majak/Kyschtym/Tscheljabinsk: Eine von vielen geheimen Städten, die für das Atomwaffenprogramm arbeiten. Schwerer Atomunfall in der Plutoniumfabrik; ein Behälter mit 80 Tonnen hochradioaktiven Abfällen -flüssige Rückstände der Plutoniumbombenproduktion - explodiert, auf einer Fläche von 23.000 Quadratkilometern auf der rund 272.000 Menschen leben, ging vorwiegend Strontium 90 nieder im Ausmaße des Supergaus in Tschernobyl von 1986. (Das Parlament, Nr. 12, 21.03.2011, Seite 4) Der Unfall wurde geheim gehalten und erst im Juni 1989 von der sowjetrussischen Regierung öffentlich zugegeben. https://atommuell-lager.de/wp-content/uploads/2018/01/Geschichte_AKW-und-Atommuell-Lager.pdf
Vermerk: Die Sowjetunion wie auch Russland machen keinen Unterschied zwischen Atomwaffen und zivilen Atomprogramm. Das ist auch heute so bei Rosatom unter Putin in Russland.10.10.1957 Großbritannien/Windscale: Ein schweren Brand im luftgekühlten Gas-Graphitblock- Reaktor Pile No. 1 entsteht zuerst unbemerkt vom Leitstand. Der Versuch den Kern mit Luft herunterzukühlen beschleunigt den Brand noch. Radioaktivität gelangt ungehindert durch die Abluftkamine nach außen. Als letzter Versuch wird der Atomreaktor mit Wasser geflutet. Der beim Löschen entstehende Dampf setzt weitere Mengen an Radioaktivität frei. (Das Parlament, Nr. 12, 21.03.2011, Seite 4) Der Brand konnte erst nach drei Tagen gelöscht werden. Es ziehen radioaktive Wolken über ganz Europa. 500 Quadratkilometer wurden vor Ort verseucht. Dieser Unfall wurde 30 Jahre von den demokratischen Regierungen in London geheimgehalten (Sperrvermerk 30 Jahre). Die Öffentlichkeit erfuhr erst Ende 1987 von dem gesamten Ausmaß der atomaren Katastrophe. Nach offiziellen Angaben gab es 35 Tote und mehr als 200 Fälle von Schilddrüsenkrebs. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass die tatsächlichen Zahlen weitaus höher liegen. Die Verseuchung durch die Radioaktivität in Europa war größer als der Unfall von Tschernobyl. Später wurde Windscale in den heutigen Namen Sellafield geändert. („Der Montag, der die Welt veränderte“ von Claus Biegert 1996)
Vermerk: Im Internet wurde ein Artikel von mir veröffentlich über viele Atomunfälle. Außerdem sind einige B 52 Bomber der USA im Meer gestürzt und Atom-U-Boote der beiden Großmächte im Meer spurlos verschwunden. Außerhalb der USA hat das US-Militär alles geheimgehalten. Das gelang nicht immer.
https://www.stoerfall-atomkraft.de/site/atomunfalle-weltweit/07.12.1975 DDR/Greifswald/Lubmin/Polen: Ein Elektriker wollte seinem Lehrling zeigen, wie man elektrische Schaltkreise überbrückt. Dabei kam es zu einem Kurzschluss auf der Primärseite des Block-Trafos des Blocks 1, durch den entstehenden Lichtbogen brach ein Kabelbrand aus. Das Feuer im Hauptkabelkanal zerstörte die Stromversorgung und die Steuerleitungen von 5 Hauptkühlmittelpumpen (6 sind für einen Block in Betrieb). Eine Kernschmelze hätte drohen können, da Reaktor 1 nicht mehr richtig gekühlt werden konnte. Das Feuer konnte jedoch durch die Betriebsfeuerwehr schnell unter Kontrolle gebracht und die Stromversorgung der Pumpen provisorisch wieder hergestellt werden, da sofort nach Auftreten des Brandes Gegenmaßnahmen ergriffen wurden und die Betriebsmannschaft zu jeder Zeit des Unfalls die richtigen Entscheidungen traf. Nach dieser Beinahe - Katastrophe wurde der Brandschutz innerhalb des Atomkraftwerks erheblich verstärkt und die "Räumliche Trennung" bei sicherheitsrelevanten Einrichtungen eingeführt; so erhielt jede Hauptkühlmittelpumpe ihre separate Stromversorgung. Der Vorfall wurde erst nach der Wende 1989 im Fernsehen bekannt. (1989) Da ist ein Werkzeug in einen Verteilerkasten gefallen und hat einen Brand ausgelöst. In der Folge waren die Kühlkreisläufe unterbrochen. Nur durch viel Glück ist die allerletzte Notpumpe nicht ausgefallen. In der Störfallanalyse der IAEA ist der Zwischenfall nicht sehr hoch eingestuft worden. Er hätte aber schwerwiegendere Folgen haben können. (Rosmarie Poldrack, Interview n-tv, „Als die DDR vom Netz ging“, 18.02.2011) https://www.n-tv.de/politik/Ich-habe-Morddrohungen-gekriegt-article2604336.html
Vermerk: Nur eine einzige Hauptkühlmittelpumpe (Wasser) war noch in Betrieb. Sie hatte ungeplant durch Zufall eine Stromleitung außerhalb des AKW-Standorts) gehabt. Das hat uns Deutsche und Polen gerettet, vor dem möglichen Super Gau (Wetterverhältnisse Westwind) Rosmarie Poldrack hatte in der DDR, die einzige genehmigte Bürgerinitiative von den DDR Behörden in Greifswald durchgesetzt. Ich kannte ihren Namen schon lange vor der Wende 1989. Anfang 1990 gab ein allererstes Treffen mit ihr im Öko-Institut in Darmstadt an einem Wochenende. Es ging um die Atomkraftwerke in der DDR. Strategien besprochen. Wir wollten alle laufenden und geplanten neuen vier Atomkraftwerke bei Leipzig beenden. So kam es dann auch. Weder die deutsche Bundesregierung noch die deutschen Energieversorger wollten dafür Geld ausgeben. Es hätte Milliarden gekostet.
AKW-Neubau in Polen: gefährlich, unwirtschaftlich und ohne Zukunft
Der BUND beteiligte sich an dem grenzüberschreitenden UVP Verfahren von Polen mit einer Stellungnahme (12.12.2022). In dem einführenden Artikel heißt es:
Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) warnt angesichts der fortschreitenden Planungen eines neuen Atomkraftwerks (AKW) in Polen vor großen Sicherheitsrisiken für ganz Europa. Das geplante AKW ist rund 250 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt. Für das vorgesehene Reaktordesign liegen kaum Betriebserfahrungen vor. Atomkraftwerke sind hochriskant und teuer. Das Geld fehlt dann für zukunftsweisende erneuerbare Energien.
...
Mehrere Studien zeigen, dass bei einem Unfall in einem polnischen Atomkraftwerk weite Teile Europas verstrahlt werden würden, mit dramatischen Auswirkungen auf Mensch und Umwelt. Der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) lehnt die Nutzung der unkontrollierbaren Hochrisikotechnologie Atomkraft ab.
Atomtransporte durch Hamburg stoppen!
Gefunden in umweltFAIRaendern.de vom 12.12.2022:
16 Atomtransporte mit rund 150.000 Kilogramm angereicherten Uranbrennstoffen von und nach Schweden, Frankreich, Niederlande und Gronau in Nordrhein Westfalen rollten per LKW durch Hamburg. Außerdem noch weitere 16 Transporte mit über 1.000.000 Kilogramm radioaktiven Uran-Stoffen, aus denen in weiteren Schritten Brennstoff für den Einsatz in Atomkraftwerken hergestellt werden soll. Diese Atomtransporte fanden zwischen Anfang September bis Anfang Dezember 2022 statt. Hamburg bleibt mit diesen Atomtransporten weiterhin eine der Drehscheiben für den internationalen Uran-Handel, obwohl der Senat mit der Hafenwirtshaft auf freiwilliger Basis vereinbart hat, angereicherte Uranbrennstoffe nicht mehr über den Hafen duchzuführen. Diese Angaben sind Ergebnis der inzwischen 50. Schriftlichen Kleinen Anfrage der Linksfraktion, die damit einen Beitrag zur Transparenz der meist im Geheimen stattfindenden Atomgeschäfte leisten.
Warten auf das Endlager aus der Sicht der BGE
Ein Mitglied unserer Gruppe hat unlängst das "Magazin-Einblicke Nr. 16" vom Dezember 2022" postalisch quasi als Werbebeilage über die Zeitung PNN erhalten. Dieses Magazin trägt den Titel "Warten auf das Endlager" und ist auch online verfügbar unter https://www.einblicke.de/magazine/einblicke-16/.
Die Magazin-Redaktion schreibt dazu:
Das Magazin „Einblicke“ informiert über die Endlagerprojekte Standortsuche, Asse, Konrad und Morsleben. Es beleuchtet die Themen aus unterschiedlichen Perspektiven und leistet so einen Beitrag zur gesellschaftlichen und politischen Diskussion zum Thema Endlagerung radioaktiver Abfälle. Das Magazin erscheint als Asse Einblicke, Konrad Einblicke, Morsleben Einblicke und Standortauswahl Einblicke. Die Hefte werden regional oder national als Pressebeilage verteilt und können auch im Abonnement bezogen werden.
Das Magazin wird von Studio ZX produziert und von der Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) herausgegeben. Die Beiträge werden von Journalistinnen und Journalisten verfasst, deren Beiträge die Meinungen der Autoren wiedergeben. Das Magazin findet online seine Ergänzung im Informationsportal einblicke.de
So viel Russland und Öl steckt im deutschen Atomfonds KENFO
KENFO schreibt auf seiner Webseite:
Der KENFO ist eine öffentlich-rechtliche Stiftung, die durch Gesetz gegründet wurde, um die Finanzierung der Zwischen- und Endlagerung radioaktiver Abfälle aus der gewerblichen Nutzung der Kernenergie zur Erzeugung von Elektrizität in Deutschland sicherzustellen.
"Fonds Professionell online" schreibt über die Recherchen vom Handelsblatt vom 07.12.2022:
... So hatte der Atomfonds Ende 2021 mehr als 200 Millionen Euro in russische Aktien und Staatsanleihen investiert – zu einem Zeitpunkt, als der Aufmarsch der russischen Truppen in vollem Gange war. ...
Für Stirnrunzeln bei Beobachtern sorge auch, dass der Fonds jahrelang in die Luxemburger Adler Group investierte. Der Immobilienkonzern steht seit Monaten wegen fragwürdiger Deals in der Kritik, Kommunen werfen ihm Bodenspekulation vor. Der Aktienkurs ist mittlerweile um 86 Prozent eingebrochen....
Nach der Lektüre dieser Analyse schwindet immer mehr der Glaube daran, dass Deutschland das Problem der Endlagerung der radioaktiven Hinterlassenschaften der Energiekonzerne mit einem solchen Fonds in den Griff bekommen kann.
Weiterlesen: So viel Russland und Öl steckt im deutschen Atomfonds KENFO
Keine Atomkraftwerke in Polen – Nein sagen bei der laufenden Bürger:innenbeteiligung – Einwendung als Mustervorlage
Noch eine Woche ist Zeit für die Bürgerbeteiligung am polnischen Verfahren zur Umweltverträglichkeitsprüfung für die 3 neuen AKWs.
Bei umweltFAIRaendern.de kann man sich über die Kritikpunkte in Form einer Textvorlage für eine eigene Einwendung informieren. Vielen Dank an Dirk Seifert!
Aber nicht vergessen: Einsendeschluss ist der 13.12.2022.
Zum Glück geht es auch per Mail.
Atomare Verseuchung im Navajo-Reservat: "Warum hat sich jahrzehntelang niemand für unser Schicksal interessiert?"
Die "Neue Züricher Zeitung" berichtete am 29.11.2022 in einem sehr lesenswerten Reportage über die Folgen des Uranabbaus und der Atombombentests im Gebiet der Navajo:
Erst bauten die Amerikaner im Gebiet der Navajo Uran ab, dann testeten sie Kernwaffen. 1979 schliesslich kam es im Reservat zum grössten nuklearen Unfall in der Geschichte der USA. An den Folgen der Strahlung leiden die Native Americans bis heute.
Link zum Artikel: https://www.nzz.ch/international/usa-atomare-verseuchung-im-navajo-reservat-wurde-lange-ignoriert-ld.1705285
Vielen Dank an Günter von uranium-network.org, der die Reportage ergänzte:
Leider ist das alles ja nicht nur Vergangenheit, sondern nach wie vor Gegenwart. Jahrzehnte, nachdem der Uranbergbau bei den Dine (Navajo) eingestellt worden war, fand Dr. Loretta Christensen 2019 stark erhöhte Urankonzentrationen in Müttern und Neugeborenen, wobei die Uran-Kontamiantion die Placenta-Schranke passiert hat.
Zeitungsartikel: "US official: Research finds uranium in Navajo women, babies" by MARY HUDETZ, October 8, 2019
https://apnews.com/article/334124280ace4b36beb6b8d58c328ae3
Rund 120 Atomkraftgegner blockieren Neckarwestheim 2
Gefunden in SWR aktuell vom 26.11.2022:
Atomkraftgegner demonstrierten mit einer Sitzblockade am Atomkraftwerk Neckarwestheim. Es ging um den Streckbetrieb.
Am Freitag hat der Bundesrat die Laufzeitenverlängerungen für die drei verbliebenen Atomkraftwerke in Deutschland bis Mitte April abgesegnet. Einen Tag später, am Samstag, brachten Atomkraftgegnerinnen und -gegner ihren Unmut vor Ort in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) zum Ausdruck - mit einer Sitzblockade. Die Polizei hatte die Zufahrtswege für die Zeit der Demonstration am Mittag abgesperrt. Sie schätzte: Rund 120 Menschen waren für die Protestaktion nach Neckarwestheim gekommen...
Die Aktivisten sehen den beschlossenen Atomausstieg gefährdet und haben bereits weitere Warnblockaden angekündigt, sollte von der Politik eine Laufzeitverlängerung über den April hinaus diskutiert werden. Atomkraftwerke seien nicht sicher und für die Energiegewinnung unnötig. ...
Lesen Sie den Artikel weiter unter: https://www.swr.de/swraktuell/baden-wuerttemberg/heilbronn/atomkraftgegner-protest-neckarwestheim-akw-100.html
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