Liebe Leser,

schaut man in das Wahlprogramm der Partei dieBasis zur Bundestagswahl 2025 findet man die eindeutige Aussage:
"dieBasis setzt sich für den Betrieb kerntechnischer Einrichtungen ein, solange die Sicherheitsrisiken auf ein Minimum reduziert werden."

Die Basisdemokratie scheint bei diesem Thema aber ihre Startschwierigkeiten zu haben, wie wir einem Leserbrief entnehmen konnten:

  • Im August 2023 veröffentlicht die Redaktion von dieBasis den Artikel "Wie gefährlich sind die unterschiedlichen Kraftwerksarten?"
  • Entsprechend des uns vorliegenden Leserbriefes von U.H. (siehe unten) wurde die Readaktion gebeten: "Ich möchte Sie darum bitten, veröffentlichen Sie bitte endlich eine Richtigstellung oder meine Stellungnahme, damit die Mitglieder wahrheitsgemäß und umfassender informiert werden. Nur so funktioniert Basisdemokratie."
  • Der Artikel wurde dann wohl zeitweise aus dem Internet genommen. Doch heute ist er wieder online, ohne Richtigstellung oder Verweis auf die Stellungnahme von U.H.

S.W.


Sehr geehrtes Redaktionsteam von dieBasis,

ich bitte Sie, informieren Sie sich gründlicher, bevor Sie Fachberichte veröffentlichen.
Ihr Beitrag auf der Bundes-Webseite, "Sind Atomkraftwerke wirklich so gefährlich?" fordert direkt eine Richtigstellung!

Eine Ihrer empfohlenen Quellen ist
"NUCLEAR ENERGY AGENCY ORGANISATION FOR ECONOMIC CO-OPERATION AND DEVELOPMENT", also 'Organisation zur ökonomischen Entwicklung von Kernenergie'.
Veröffentlichungen einer solchen Lobbyorganisation sollten nicht zur Arbeitsgrundlage derBasis genutzt werden, es sei denn als schlechtes Beispiel oder zur kritischen Analyse.

Zu Ihrem Atom-Thema möchte ich noch einige Argumente von vielen hinzufügen.

1. die Abhängigkeit.
Die Atomkraftwerke sind nicht volkseigen? Also gehören sie globalen Privatunternehmen und machen damit eben von denen abhängig.
Erneuerbare sind dezentral und könnten damit dem Dorf gehören oder Klaus von nebenan und würden damit weniger abhängig machen.
Abhängigkeit ist ungefährlich???

2. die militärische Komponente.
Keine Atomforschung und kein AKW wurde aus Menschenliebe betrieben, sondern aus militärischem Interesse. Aktenkundig ist das seit 1953, als Präsident Eisenhower die Kampagne "Atoms for Peace" anordnete, womit der Bevölkerung der Welt die friedliche Nutzung schmackhaft gemacht werden sollte, um das waffenfähige atomare Material aus den AKW "zu ernten", was in direkter Produktion fürs Militär zu teuer wäre.
D.h. keine Atomwaffen ohne Atomenergie aus AKW oder eben auch aus Mini-Nukes. Alles Andere wäre gelogen.
Atomwaffen / Urangeschosse sind ungefährlich?? Es gibt keine Opfer??
Wie ist das mit den konsensierten Zielen derBasis, AG Frieden vereinbar?
Die Bomben über Hiroshima und Nagasaki sollten ursprünglich über Berlin und dem Industriegebiet Mannheim/Ludwigshafen explodieren, um den 2. Weltkrieg mit Hitlerdeutschland zu beenden. - Na, da haben wir nochmal Glück gehabt, es hat Andere getroffen! Keine Opfer??

3. die finanzielle Frage.
Niemand würde den Strom aus AKW kaufen, wenn der volle Preis dafür verlangt werden würde, wie z.B. beim Preis für alle anderen Energieanbieter, weil es schlicht zu teuer wäre. Deshalb zahlt jeder unbemerkt den Aufbau der Meiler für Milliarden Euro aus Steuergeldern und dann nur den scheinbar billigen gelben Strom auf der Stromrechnung und denkt, ein Schnäppchen gelandet zu haben.

4. die Versorgungssicherheit.
Soviel ich weiß, gibt es internationale Abkommen zum Ausgleich des Europäischen Strommarktes. Weil Frankreich so viele Atommeiler hat(te) und damit eine sehr hohe, nicht kurzfristig drosselbare Grundlast, mussten wir den Strom von dort kaufen, weil zu bestimmten Zeiten dort sonst "die Leitungen platzen", unterdessen unsere Windanlagen abgeschaltet sind. Windanlagen abschalten verursacht keinen materiellen Schaden, nur finanziellen Schaden für uns. Und wir sind von den Entscheidungen von Frankreich abhängig - wir sind immernoch besetztes Land. Nun musste Frankreich ab dem vergangenen Jahr 50% seiner AKW wegen Sicherheitsproblemen abschalten, was ca. 30% Verminderung der gesamten französischen Stromproduktion bedeutet. Deutschland hat die Lieferung übernommen und liefert immernoch, ohne dass bei uns die Lichter ausgehen. Hier die erste (vielleicht nicht die Beste) Quelle, die ich aufgeblättert habe:
https://www.handelsblatt.com/politik/atomkraftwerke-frankreich-bangt-um-den-strom-aus-seinen-atomreaktoren-und-verschaerft-so-die-energiekrise-in-europa/28437278.html
Also: WIR brauchen den Atomstrom nicht! Alles andere ist gelogen.

5. die Störfälle und Opfer
Warum wurde in Ihrem Bericht Harrisburg nicht erwähnt? Die Krebsrate dort ist um 150% erhöht. Das sind keine Opfer?? Für die Recherche der freigesetzten Radioaktivität genügt ein Blick in Wikipedia. Quelle:
S. Wing, D. Richardson, D. Armstrong, D. Crawford-Brown: A reevaluation of cancer incidence near the Three Mile Island nuclear plant: the collision of evidence and assumptions. In: Environmental health perspectives. Band 105, Nummer 1, Januar 1997, S. 52–57, PMID 9074881, PMC 1469835
Warum wurde in Ihrem Bericht der Unfall in Sellafield nicht erwähnt (INES 5)?
Und der in Majak?
Das waren vielleicht die, von denen jeder wissen sollte.
Ich selbst wohne in der Nähe des Kernreaktors Wannsee. Die Krebsrate ist hier extrem erhöht, eine Auskunft über Krebsregisterdaten wird von den Verantwortlichen verweigert.
Ich selbst war in einem Gebiet eines Störfalles in Nordbrandenburg bei einer Familie zu Gast. Aufgrund des Störfalles mussten die landwirtschaftlichen Produkte vernichtet/untergepflügt werden. Alle Kinder, die in der Gegend gerade im Mutterleib heranwuchsen, sind entweder tot oder schwerstbehindert geboren worden. Den letzten, noch lebenden Jungen dieser Altersklasse hatte ich besucht - im Rollstuhl, kaum ansprechbar, 24 Stunden pflegebedürftig. Er war ca. 18-20 Jahre jung.
Keine Opfer?????

6. die Niedrigstrahlung
wird oft nicht ausreichend berücksichtigt. Ärzte, die direkt die betroffenen Kranken behandeln, haben sich in der IPPNW "Internationale Ärzte gegen den Atomkrieg und in sozialer Verantwortung" zusammengeschlossen. Im Anhang finden Sie gesicherte Daten zu den Opfern von Niedrigstrahlung.

Also, sehr geehrtes Redaktionsteam derBasis, ich finde es besser, zu sagen "darüber weiß ich nicht genug", und dann eben keinen Beitrag zu schreiben, als sofort eine solche Position zu beziehen. Das machen zwar die meisten Politiker, aber sie disqualifizieren sich damit selbst und ich finde eine solche Handlungsweise unseriös bis gefährlich. Ich gehe davon aus, dass Sie diese einfachen Fakten, von denen ich hier nur einige genannt habe, natürlich auch kennen?
Ich möchte Sie darum bitten, veröffentlichen Sie bitte endlich eine Richtigstellung oder meine Stellungnahme, damit die Mitglieder wahrheitsgemäß und umfassender informiert werden. Nur so funktioniert Basisdemokratie.

Viele Grüße
U.H., Potsdam

2 Anhänge zu Niedrigstrahlung:
https://ippnw.de/commonFiles/pdfs/Atomenergie/IPPNW-Information_Nuklearia.pdf
und
https://www.bund.net/service/publikationen/detail/publication/unsichtbare-opfer-der-atomkraftnutzung-strahlende-arbeitsplaetze-und-umgebungskontaminationen/