Christoph Bautz (Diplom-Biologe, Politikwissenschaftler, Geschäftsführender Vorstand des Campact e.V.) schrieb am 12.08.2022 im Campact-Blog:

Atomkraft weiterlaufen lassen - das fordern Union und FDP, angetrieben von Konzern-Lobbyisten. Dabei helfen uns AKWs gar nicht dabei, die Energiekrise zu überwinden. Lesen Sie hier die Fakten zu den vier größten Irrtümern.

Deutschland diskutiert über die Verlängerung der Atomkraft. Was vor zwei Monaten noch völlig unrealistisch erschien, ist jetzt zentrale Debatte des Sommers. Die Frage ist, ob angesichts drohender Energieengpässe und stark steigender Energiepreise Atomkraft doch eine Zukunft haben sollte – und die letzten drei Meiler nicht wie geplant Ende des Jahres vom Netz gehen. Schon Ende des Monats könnten der Debatte konkrete politische Beschlüsse folgen. Dann nämlich will Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) die Ergebnisse eines Stresstests über die Energieversorgung im Winter präsentieren.

Täglich erreichen uns nun bei Campact Zuschriften von verunsicherten Bürger*innen. Braucht es nicht doch einen Wiedereinstieg in die Atomkraft? Oder zumindest den so genannten Streckbetrieb, bei dem die Brennelemente der letzten drei AKWs noch über den Jahreswechsel hinaus abgebrannt werden?

Auf den ersten Blick erfordern ungewöhnliche Zeiten ungewöhnliche Antworten. Und keine ideologischen Reflexe oder das Festklammern an vor zehn Jahren getroffenen Beschlüssen. So wie jüngst, als die Regierung entschied, den Kohleausstieg für einige Monate auszusetzen, um Gas zu sparen. Oder kurzzeitig schwimmende LNG-Terminals an der Nord- und Ostsee zu installieren, um Flüssig-Gas zu importieren. Ist dann nicht auch ein pragmatischer Umgang mit dem Atomausstieg richtig?

Auf den zweiten, genaueren Blick zeigen die Fakten, dass die Lage hier ganz anders ist als bei Kohle und LNG-Terminals – und ein Ausstieg aus dem Ausstieg keine gute Idee ist. Warum wir von Campact zu diesem Schluss kommen, will ich anhand der häufigsten Einschätzungen von Bürger*innen analysieren, die uns gerade erreichen.

 Im weiteren Text wird auf folgende Irrtümer eingegangen: