Nukleare Projekte
Hunderte Wissenschaftler gehen gegen das französische Atomprogramm vor
Flamanville, Blöcke 1 und 2 sowie im Bau befindlicher Block 3 (2010)
Bild: Schoella - panoramio, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=27485813
Die deutschen Medien sind immer wieder voll mit Nachrichten über Macrons Anstrengungen, den maroden Atomsektor in Frankreich zu modernisieren und auszubauen. Doch folgende Nachricht wurde in Deutschland medial (noch) nicht aufgegriffen:
Es gibt prominenten Widerstand gegen das Atomprogramm der französischen Regierung. Angesichts der Risiken und Folgen nuklearer Anlagen baten mehr als 200 Forscher, Wissenschaftler und Ingenieure als Erstunterzeichner auf der Webseite des ökologischen Magazins Reporterre am 20.06.2023, ihren Aufruf zur Ablehnung des neuen Atomprogramms zu unterzeichnen.
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Laufzeitverlängerung für niederländischen AKW-Greis?
Grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung zur Verlängerung der Laufzeit des niederländischen Atomkraftwerks Borssele
Die niederländische Regierung beabsichtigt, die Laufzeit des heute schon 50 Jahre alten Atomkraftwerks (AKW) Borssele über das Jahr 2033 hinaus zu verlängern. Dazu hat das BMUV die Unterlagen zur grenzüberschreitende Umweltverträglichkeitsprüfung veröffentlicht.
Es besteht die Möglichkeit, bis einschließlich 11. Juli 2023 zu dem Scoping-Entwurf und dem Beteiligungsplan per E-Mail an info(at)platformparticipatie.nl eine Stellungnahme abzugeben.
Doch damit nicht genug. Die Niederlande plant noch den Bau von zwei neuen AKWs.
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Wird die Türkei den Bau der AKWs stoppen?
Natürlich müssen aktuell die humanitären Fragen nach den Erdbeben diese Woche in der Türkei / Syrien im Vordergrund stehen. Doch trotz der riskanten Geologie plante die Türkei den Bau von Atomkraftwerken an drei Standorten. Jedoch "Die Türkei liegt in einer tektonischen Hochrisikozone – quasi einem Schleudersitz der Erdplatten." schreibt scinexx, das Wissensmagazin am 08.02.2022 über die tektonischen Hintergründe der aktuellen Erdbebenkatastrophe.
Aufbauend auf Abbildung 7 aus dem Artikel "Turkey’s electricity generation problem and nuclear energy policy" und der Karte von Markus Brauer "Erdbeben in der Türkei und in Syrien" mit den Epizentren dieser Woche ist folgende Abbildung entstanden:
Vergleicht man die türkischen AKW Standorte mit der public domain Karte aus dem Jahr 2012 "Map of seismic hazard from the Global Seismic Hazard Assessment Program (GSHAP) in terms of peak ground acceleration with a 10% chance of exceedence (or a 90% chance of non-exceedence) for an exposure time of 50 years" bezüglich der seismische Gefahr, wäre die Türkei besser beraten, die AKW-Pläne zu beerdigen.
Kernfusion im Lawrence Livermore National Lab?
Es wurde am 13.12.2022 berichtet: "In den USA wurde erstmals von einer Kernfusions-Kammer mehr Energie freigesetzt, als hineingesteckt wurde." Die Nachricht verbreitete sich wie ein Lauffeuer, schneller als die dortigen Wissenschaftler einen wissenschaftlichen Artikel schreiben konnten und schneller als die Ergebnisse unabhängig geprüft werden konnten.
Die Meldung, als "Meilenstein" angepriesen, fachte in der Presse und in den sozialen Medien auch die Diskussion zur Sinnhaftigkeit dieser Technologie an. Ohne den Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben, sollen an dieser Stelle einige Aspekte aufgeführt werden:
- Ein alter Schmäh unter Forschenden und Physik-Nerds lautet:
"Die einzige Konstante in der Fusionsforschung sei, dass es zu jedem Zeitpunkt in 30 Jahren einen funktionierenden Fusionsreaktor geben werde. Die Kernfusion ist die Karotte vor der Nase der Menschheit: Energie, die praktisch kostenlos, unendlich, sauber und zum Greifen nahe scheint. Und das nun schon seit 60 Jahren." schrieben Philip Pramer und Reinhard Kleindl am 16.12.2022 (vergleiche dazu auch den Spiegel Beitrag "Atomenergie: 'Eine chaotische Entwicklung' " von 1977). - Geschichte wiederholt sich:
Man feiert die Aussicht auf eine "klimaneutrale", unendlich sprudelnde und von allen anderen Ressourcen unabhängige Energiequelle, ein Szenario, das wiederum an die phantastische Gehirnwäsche der Atomwaffenlobby zur paradiesischen zivilen Atomkernspaltung im vorigen Jahrhundert erinnert.
Widerspruch aus Deutschland zu den geplanten polnischen AKWs
Es ist zu hoffen, dass man in dem polnischen UVP Verfahren alle eingegangenen Stellungnahmen veröffentlichen wird. Ob und wann dies transparent geschieht, ist unklar. Aus diesem Grund werden uns bekannte Stellungnahmen aufgeführt:
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