Aus dem Newsletter von .ausgestrahlt vom 29.11.2024
Liebe Freund*in,
28 Stunden Kritik und Rechtfertigung, Hunderte Fragen und doch oft nur ausweichende Antworten: Von Mittwochmorgen bis Freitagabend letzter Woche mühten sich die Chefs der Atomfabrik Lingen, die Beteiligung des russischen Staatskonzerns Rosatom und damit des Kremls am geplanten Ausbau der Brennelementfabrik kleinzureden.
Russlands Präsident Putin aber ist beim Erörterungstermin nicht zu übersehen. Gleich zu Beginn der Veranstaltung macht die überlebensgroße Puppe vor der Halle allen deutlich, wer hier unausgesprochen mit am Tisch sitzt und wessen Interessen hier eigentlich verhandelt werden.
Rund 11.000 Einwendungen gegen das Vorhaben waren im Frühjahr beim niedersächsischen Umweltministerium eingegangen. Mehr als 100 Einwender*innen legen nun in den Emslandhallen in Lingen mündlich nach und zeigen, warum der Ausbau eine Gefahr darstellt und abgelehnt werden muss.
Auch.ausgestrahlt bringt mit zahlreichen Gegenargumenten und kritischen Fragen die Vertreter (es waren nur Männer) der Betreiberfirma Framatome / ANF ins Schwitzen. Immer wieder müssen sie auf Nachfragen, zum Beispiel zu Sabotage und Spionage, Rede und Antwort stehen – und versuchen dennoch, kritische Punkte zu verschweigen, abzustreiten oder kleinzureden. Letztlich müssen sie aber zugeben, dass die Kooperation mit Rosatom langfristig geplant war und anders als vorher angegeben keine kurzfristige Lösung ist. Sie können nicht ausschließen, dass Rosatom in Zukunft unzählige Möglichkeiten haben wird, Brennelemente zu manipulieren und zu sabotieren und damit Schäden in den belieferten AKW anrichten kann. Nicht einmal Sprengstoff-Attacken können sie ausschließen! Immer wieder wird deutlich, wie, es lässt sich nicht anders sagen, naiv Framatome / ANF der russischen Beteiligung gegenübersteht und dass ein Bewusstsein für Möglichkeiten von Sabotage und Spionage schlicht nicht existiert.
Es war klar, dass Framatome / ANF die Beteiligung von Rosatom nicht an die große Glocke hängen will. Aber dass sie derart rigoros abstreiten, dass die Kooperation die Sicherheit Deutschlands in Gefahr bringen könnte, schockt uns dann doch. Und nicht nur mir läuft es kalt den Rücken herunter, als .ausgestrahlt ein Statement des ehemaligen technischen Leiters des AKW Saporischschja verliest, in dem dieser die Besetzung des AKW durch Rosatom schildert. Der Konzern habe in Saporischschja nicht nur einen Atomunfall größer als Fukushima in Kauf genommen. Zur Durchsetzung der Interessen des Kremls werde Rosatom nicht zögern, auch in Deutschland die nukleare Sicherheit zu gefährden. Es ist erschreckend, dass die Framatome-Vertreter trotz einer Vielzahl solch eindringlicher Warnungen eine Kooperation mit Rosatom eingehen wollen.
Jetzt ist es an den Genehmigungsbehörden: Sie dürfen nicht ignorieren, welche Gefahren die geplante Kooperation darstellt, und müssen das Vorhaben endlich ablehnen.
Den kompletten dreitägigen Termin analysiert und bewertet mein Kollege Julian Bothe in seinem Blogartikel und erklärt, warum die Gefährdung der inneren und äußeren Sicherheit Deutschlands zur Ablehnung des Antrags führen muss.
Weitere Infos findest Du unter ausgestrahlt.de/lingen."
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