Bitte Kernfusion nur auf der Sonne! Sammlung von Argumenten gegen die Kernfusion auf der Erde.
Der ESYS Impulsbeitrag "Kernfusion als Baustein einer klimaneutralen Energieversorgung? Chancen, Herausforderungen, Zeithorizonte"(1) war der Anlass, dass sich ab Ende August 2024 Bürger zusammengefunden hatten, um ehrenamtlich eine FAQ-Sammlung "Bitte Kernfusion nur auf der Sonne! Sammlung von Argumenten gegen die Kernfusion auf der Erde." (2) zu erschaffen.
Aus der Zusammenfassung zitieren wir:
- Die Fusionscommunity baut verzerrte Bilder für die Öffentlichkeit auf:
- Das erschwert die Meinungsbildung und Entscheidungsfindung in Politik, Gesellschaft und Wirtschaft
- Die Fusionsforschung bindet wesentliche Forschungsgelder:
- Die Fusionsforschung entzieht dringend benötigte Gelder der Forschungslandschaft für Erneuerbare Energien.
- Notwendige Entscheidungen zur Roadmap von Eurofusion werden nicht getroffen.
- Die Gesellschaft braucht keine Fusionskraftwerke, da diese Technologie:
- zu spät für eine Reduzierung des CO2-Ausstoßes kommt,
- mit gravierenden Nachhaltigkeitsproblemen verbunden wäre,
- aber uns von den Politikern als vermeintlicher Garant für ein ewiges Wachstum ohne Energieprobleme verkauft wird,
- mit nicht regelbaren Grundlastkraftwerken schlecht in ein von Erneuerbaren Energien dominiertes Stromnetz integrierbar ist.
- Die technischen Showstopper:
- Die „Tritium Selbstversorgung“ wird als wahrscheinlicher Showstopper für die Kernfusion bezeichnet. Es könnte also sein, dass man vielleicht einmal ein Fusionskraftwerk starten kann, es dann jedoch wegen Brennstoffmangel wieder herunterfahren muss.
- Die eingesetzten Materialien würden unter realen Produktionsbedingungen einem Neutronenbeschuss ausgesetzt werden, den man derzeitig für die Materialtestung noch nicht simulieren kann. Damit basieren Aussagen zur Materialalterung, zur Ableitung der notwendigen Wartungsperioden, die wiederum Konsequenzen für die Wirtschaftlichkeit haben, auf einer sehr schwachen Datenlage.
- Auch an der Wirtschaftlichkeit werden Fusionskraftwerken scheitern:
- Das Fraunhofer-Institut ISI hat 2024 für zukünftige Grundlastkraftwerke jeglicher Art Kostenkipppunkte bei etwa 8 bzw. 9 cent / kWh für die Stromgestehungskosten auf dem Niveau von Photovoltaik und Windkraft ermittelt.
- Doch die Bundesregierung argumentiert mit veralteten Stromkosten von 5 bis 8 cent / kWh aus dem Jahr 2005, die umgerechnet auf 2023 etwa 20-36 cent / kWh bedeuteten.
- Der Gesamtwirkungsgrad von Fusionskraftwerken wird im Bereich von 20 bis 30% liegen. Vielleicht wird er aber noch schlechter sein, da die thermische Energie bei ITER auf ca. 20000m³ verteilt wird (geringe Leistungsdichte) und damit die Energieabführung in Fusionsreaktoren ein noch nicht untersuchtes Problem ist.
- Weiterhin gehen kritische Fusionsforscher davon aus, dass Fusionskraftwerke auf Grund der Parameter „Zuverlässigkeit, Verfügbarkeit, Wartbarkeit und Inspektionsfähigkeit“ nicht wirtschaftlich sein können, ein Wissensfeld, das bisher vernachlässigt wurde.
- Die Umweltauswirkungen von Fusionskraftwerken werden kleingeredet:
- Die Einschätzung der Nachhaltigkeit von Fusionskraftwerken erfordert eine gründlichere globale Betrachtung der Ressourcenverfügbarkeit und der Langzeitfolgen für Umwelt sowie Gesellschaft.
- Tritium ist wahrscheinlich ein in seiner radiotoxikologischen Wirkung unterschätztes Isotop, müsste jedoch massenhaft produziert und transportiert werden.
- Die Folgen von globalen Tritium-Emissionen aus einer breit angewendeten Technologie von Fusionskraftwerken wurden nicht genügend analysiert.
- Tritium ist der Grund, warum nur ferngelenkte Automaten die Wartung und die Abfallbearbeitung machen können.
- Die radioaktiven Abfallmengen von Fusionskraftwerken werden ein Vielfaches der von Kernkraftwerken sein.
- Fusionskraftwerke benötigen auch Endlager.
- Fusionskraftwerke benötigen zusätzlich sichere oberirdische Lager für die mittelfristige Lagerung von radioaktiven Abfällen.
- Fusionsforschung bleibt aber für das Militär interessant:
- Fusionskraftwerke tragen zur Proliferation bei, wenn mit ihrer Hilfe Material gewonnen wird, das direkt oder nach weiteren Verarbeitungsschritten zur Herstellung von Kernwaffen eingesetzt werden kann.
(1) Wurbs S., Dehlwes S., Lübke A. u.a. (ESYS): Impulsbeitrag: Kernfusion als Baustein einer klimaneutralen Energieversorgung? Chancen, Herausforderungen, Zeithorizonte; August 2024
https://doi.org/10.48669/esys_2024-8
(2) Worseck S., Dittmar M., Benner H., Holländer U.: Bitte Kernfusion nur auf der Sonne! Sammlung von Argumenten gegen die Kernfusion auf der Erde.; Januar 2025
https://www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de/downloads.html?download=99