Das Anti-Atom-Bündnis Berlin Potsdam wurde nach der Fukushima-Katastrophe als überparteiliche Bürgerinitiative (BI) ins Leben gerufen. In der BI hatten sich Anwohner um den Forschungsreaktor BER II zusammengefunden. Die BI wurde erweitert durch Vertreter von AntiAtomBerlin, der IPPNW (Deutsche Sektion der Internationalen Ärzt*innen für die Verhütung des Atomkrieges/Ärzt*innen in sozialer Verantwortung e.V.), und anderer gesellschaftlicher Kräfte (Parteien, Gewerkschaft, Bündnis für Soziale Gerechtigkeit und Menschenwürde e.V. (BüSGM)).
Die BI dokumentiert anhand der Geschichte der Forschungsreaktoren BER I und BER II die gesellschaftliche Unbedarftheit, mit der in der Euphorie des beginnenden Atomzeitalters relativ unbemerkt von der Öffentlichkeit Großforschungsgeräte beantragt und genehmigt werden konnten. So wurde das erste Atomgesetz der BRD Jahre nach der Inbetriebnahme des BER I geschrieben! Die bereitgestellte Forschungstechnologie wurde genutzt, ohne deren Risiken während des Betriebes und im Katastrophenfall näher zu hinterfragen. An dem Standort Berlin wurde nun Atommüll über viele Jahrzehnte im Namen der Forschung produziert.
Diese Großforschungsgeräte dienten Wissenschaftlern als Spielwiese, auf der sie unbeachtet von der Öffentlichkeit nicht nur zivile Forschungsprojekte, sondern trotz oder gerade wegen des 'Berliner Sonderstatus' auch militärische Forschungen verfolgen konnten. Entsprechend fordert die BI einen konsequenten Ausstieg sowohl aus der zivilen als auch der militärischen Nutzung der Atomtechnologie, da dies nur "zwei Seiten einer Medaille" sind.
Ebenso wird kritisiert, dass die forschenden Naturwissenschaftler nicht verpflichtend an die Durchsetzung einer Zivilklausel gebunden waren. Aus diesen Gründen haben wir einen ausführlichen Menüpunkt dem Thema "Wissenschaftskritik" gewidmet. Darin wird dem aktuellen Weltbild der Naturwissenschaftler ebenso nachgegangen wie seinen kulturgeschichtlich historischen Entstehungsbedingungen.
Die deutschen AKWs und die Forschungsreaktoren wurden damals (2011/12) einem sogenannten Stresstest unterzogen. Die BI nahm die Gelegenheit wahr, den damals schon 40 jährigen Forschungsreaktor stärker in das Licht der Öffentlichkeit zu rücken. Das Ziel der BI war die Abschaltung des Forschungsreaktors BER II, der ungenügend gegen einen Flugzeugabsturz bzw. Terrorangriff geschützt war.
Aus diesem Grund wurden Informationen zur
- Nutzung des Forschungsreaktors,
- zur Umweltbelastung und zur Gesundheitsgefährdung während des Normalbetriebs,
- zur möglichen Freisetzung bei einer trockenen Kernschmelze und
- zum Katastrophenschutzplan
gesammelt. Mit Unterstützung von AntiAtomBerlin konnten diese Informationen über die Webseite www.atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de der interessierten Öffentlichkeit unter der Rubrik "Forschungsreaktoren BER I und II" (Menüpunkt folgt in Kürze) bereitgestellt werden. Die BI ist stolz auf die öffentlichkeitswirksamen Aktionen in Berlin und Potsdam, die unter "Aktionsbilder" dokumentiert wurden.
Nach Abschaltung des BER II zum Ende 2019 war das primäre Ziel der BI erreicht. Die Gefahr einer Kernschmelze besteht heute nicht mehr. Doch am Standort Wannsee wird es noch sehr lange dauern, bis alle Spuren der Nutzung der Atomtechnologie beseitigt worden sind. Ein wesentlicher Schritt wird der Rückbau des BER II durch den Betreiber, das Helmholtz-Zentrum Berlin (HZB) sein. Einige Mitglieder der BI nehmen an dem vom HZB initiierten Dialogverfahren teil.
Doch das HZB hat auf dem Standort Wannsee nicht nur für den Betrieb des BER II eine atomrechtliche Genehmigung, sondern betreibt auch im Auftrag des Senats die Landessammelstelle Berlin (ZRA). In dessen Zuständigkeit liegen ebenfalls die Reste des Vorgänger Reaktors BER I. Die BI kritisiert, dass die Finanzierung des Rückbaus des BER I bisher am Verteilungsschlüssel/Finanzierungszuständigkeit zwischen dem Bund und dem Land Berlin scheiterte. Wir setzen uns ebenfalls für einen Rückbau des BER I ein.
Die BI ist nicht nur fokussiert auf Berliner Themen. Ebenso werden Argumente, Meldungen und Termine sowohl zu nationalen als auch internationalen Aspekten der "Atompolitik" veröffentlicht. Mitglieder der BI schreiben eigene Beiträge und rezensieren uns wichtig erscheinende Publikationen. Die Themenauswahl auf der Webseite unterstützt ebenfalls die BI interne Kommunikation.
Es gibt viele gesellschaftliche Themen, die nur indirekte Verknüpfungen zur Atompolitik haben und die deshalb nicht im Menübaum der BI integriert wurden. Beispiele sind: Klimawandel, Erneuerbare Energien, Krieg, Strommarkt, Gaspreise, ... Zu all diesen Themen wird die BI öffentlich nicht Stellung beziehen, obwohl diese eine hohe gesellschaftliche Relevanz haben. Ausnahmen bilden Anlässe / Beiträge, die einen direkten Zusammenhang mit der Nukleartechnik erkennen lassen z.B.
- möglicher Einsatz von Atomwaffen
- AKWs als Zielscheibe im Krieg,
- Ausbau der Erneuerbaren Energien wird gebremst durch AKW Grundlast
- Missbräuchliche Reklame der Atomlobby wie "Kernkraft, ja bitte"...
Die BI versteht sich als Teil eines Netzwerkes. Daher wirbt die BI auch für Aktionen anderer Anti-Atom-Gruppen unter "Termine" bzw. berichtet unter "Aktionen" darüber. Die BI empfiehlt das Lesen von anderen Anti-Atom-Webseiten oder Periodika, da die BI kein Vollständigkeitsprinzip bei den Beiträgen verfolgen will.
Die Mitglieder der BI suchten und suchen Kontakt zu den Parteien / Abgeordneten, doch wir führen diese nicht unter "Vernetzt mit" auf. Das hat folgende Hintergründe:
- Die Parteien hatten bisher in den grundsätzlichen Dokumenten (Wahlprogramme, ...) zumeist lange Zeit eine Konstanz bezüglich der Stellung zur Nukleartechnik und zu nuklearen Waffen. Die BI hatte sich deshalb um langfristige Kontakte zu Vertretern der LINKEN und von Bd90/ Die Grünen bemüht. Bei der AfD und der FDP kennen wir deren direkte oder indirekte Unterstützung der Atom-Lobby und verzichteten auf eine Zusammenarbeit. Grundsätzlich gilt das auch für die CDU/CSU. Die SPD hält sich landespolitisch nach unserem Kenntnisstand bedeckt.
- Die BI hatte mehrfach Kontakt zu interessierten Abgeordneten. Daraus entstanden einige schriftliche Anfragen an die Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf bzw. das Abgeordnetenhaus Berlin. Doch die BI musste feststellen, dass die Regierungsbeteiligungen auf Landes- bzw. Bundesebene stets zu ungeahnt negativen politischen Entscheidungen geführt haben. Wir schätzen es jedoch, dass sich im Gegensatz dazu Einzelpersonen aus den Parteien in den Auseinandersetzungen für das Ende des Atomzeitalters in Deutschland und in der Welt weitaus konsequenter verhalten.
Die BI veranstaltet regelmäßig nicht öffentliche Sitzungen in Wannsee. Intern wird über einen Mail-Verteiler kommuniziert. Die BI unterstützt keine sozialen Netzwerke wie z.B. facebook, twitter, mattermost, instergramm. Anfragen an die BI können nur über die Mail-Adresse kontakt[at]atomreaktor-wannsee-dichtmachen.de gestellt werden.